Marijana Braune I Dipl. Psychologin, Mindset & Minimalismus Mentorin I Online Kurse I Coaching

Früher war alles besser. Oder? Die Antworten einer 108-jährigen.

Vor ein paar Tagen hat mich eine traurige Nachricht sehr berührt. Ich las: Am sonnigen Sonntag ist Oma Maria in Ruhe und glücklich für immer eingeschlafen.

Kennst du Oma Maria?

Sie ist eine kleine Berühmtheit. Sie war jemand ganz Besonderes.

Denn sie wurde ganz besondere 108+ 1/2 Jahre alt. Sprich diese Zahl einmal laut aus: Einhundertachteinhalb Jahre!

Oma Maria war lustig und auf zack: „Hatschi!“ „Gesundheit und ääähm – ein langes Leben, Oma?“ Da musst du dir schon was Neues Einfalles lassen!“

Sie war ein (social) Media Liebling, begleitet von tausenden Followern, und natürlich von ihrer Enkelin, Anja Fritzsche. Sie schrieben gemeinsam ein Buch: Oma, die Nachtcreme ist für 30-Jährige. Die unglaublichen Geschichten einer 107-jährigen.

Ich habe mich und euch vor einiger Zeit gefragt: Was hat diese alte, heitere Dame wohl über die Nachhaltigkeit von früher zu erzählen? Als sie geboren wurde, war Kaiser Wilhelm II. noch im Amt, sie erlebte zwei Weltkriege, eine Mondlandung, neue, technische Errungenschaften und sie surfte im Internet.

Was kann sie berichten über das Leben von damals? Wie ist man einkaufen gegangen, welche Beauty Produkte benutzte sie, wieviel Müll ist angefallen, wenn überhaupt, wie empfand sie die Konsumwelt von heute?

Ich bin gerührt und dankbar ihre Antworten heute mit dir teilen zu dürfen. In sonniger Erinnerung an Oma Maria. Die stolze 108 1/2 Jahre wurde und bestimmt „von oben herab guckt, um zu schauen, was ihr Anja-Spätzchen jetzt so macht.“

Ich wünsche mir, dass ihre Antworten dich genau so inspirieren mögen wie mich. Und dass sich viele Menschen von heute ein Beispiel an Oma Maria nehmen möchten.

An ihrer aktiven Lebenslust und Liebenswürdigkeit: „Oma, was machen wir heute?“ „Immer weiter gehen – nicht stehen bleiben!“ „Willst du den Stock oder den Rollator dafür?“ „Weder noch. Ich will deine Hand.“

An ihrem heiteren Blick auf die Dinge: „Oma, es regnet schon wieder!“ „Die Erde schenkt sich eben auch gerne einen ein!“

An ihrer Neugierde: „Oma. Die haben hier nicht so was normales wie Erdbeereis. Wie wäre es mit Olive-Limette-Thymian?“ „Und ich dachte, ich hätte schon alles erlebt. Ja, bitte mit Streusel!“

Die meisten Antworten sind knackig und kurz, bedingt durch kognitive Alterseinbußen, die sie dann doch später erlebte. Vielleicht steckt aber gerade deshalb so unglaublich viel wertvolles in ihren Worten.

Zum Beispiel, dass Anti Falten Cremes Mist sind: „Hier Oma, aber die Nachtcreme ist für die Haut um die 30!“ „Ich kann kaum erwarten morgen aufzuwachen!“

Oder auch, dass wir uns in vielen Bereichen wieder daran zurück erinnern sollten, wie einfach die Welt früher war: „Anja-Spätzchen, vergiss deine Sprechanlage nicht!“ „Handy, Oma! Es heißt Hääääändiiii!“

Aber nun lies endlich selbst.

 

Beauty & Hygiene

Zunächst vorab, erlauben Sie mir die Frage: Sind Sie ein eitle Dame? 😉
Ja, das Äußere ist genauso wichtig, wie die innere Schönheit.

Was haben Sie als junge Frau benutzt? Woraus bestand Ihre Kosmetik?
Als Kind (um 1916) gab es bei uns nur Kernseife, für den Körper, das Haar, das Gesicht, eigentlich alles. Meine Eltern hatten noch ein „4711“ im Bad stehen, aber das benutzte mehr mein Vater. Ab und an haben wir uns davon ein bisschen stibitzt. Später in meinen jüngeren Jahren habe ich dann Olivenseife benutzt und danach die „Mouson“-Creme. Die war etwas feiner als Nivea. Nivea hat meine Schwester Hede verwendet, daher hatte ich den Vergleich. Und bei der Creme bin ich bis heute geblieben. Mit kleinen Unterbrechungen von ein paar Anti-Falten Cremes, aber das ist alles Mist. Die Falten bekommt man so oder so, dagegen hilft nur ein Lächeln aufsetzen. (Oma lacht)

Und was ist mit so Sachen wie Puder oder Make up?
Puder brauchte ich nicht, weil ich eine helle Haut hatte. Und ich hatte Gott sei Dank auch eine gesunde Haut, deswegen brauchte ich allgemein nicht viel. Ich war eher der natürliche Typ. Weniger ist mehr (Oma lacht) . Und Mouson war eine sehr angenehme, ausreichende Creme, die hatte auch meine Mutter schon. Auch heute ist sie nicht teuer und im Unterschied zu manch anderen komme ich immer wieder zu der zurück. (Gibt es tatsächlich noch im dm ;-))

Wie haben Sie/Frauen im Allgemeinen Ihre Monatshygiene gehandhabt?
Mit Tüchern und Einlagen.

Hatten Sie Schönheitsrituale?
Ach ja, später nach dem Waschen hatte ich noch Gesichtswasser zum Reinigen, von wem weiß ich leider nicht mehr. Einmal im Monat habe ich ein Dampfbad fürs Gesicht genommen und danach nicht die Creme verwendet, sondern nur Mandelöl.

Haben Sie diese auch mal was selber angefertigt, weil es zu teuer war, oder es sie nicht gab? Ein Milchbad vielleicht?
Das wäre damals viel zu teuer gewesen. Ich bin doch nicht Kleopatra. Aber Quark kam ins Gesicht. Manchmal auch eine Gurke auf die Augen, dass hat man so in den Magazinen von damals gelesen. Das war erfrischend und einfach. Ich habe auch einmal ein Eigelb mit Öl vermischt auf meine Haare gepackt, dass war eine riesen Sauerei. Das Ei wird bröcklig und hart und ging fast nicht aus meinen feinen Haaren raus. Aber das Haar fühlte sich danach tatsächlich genährter an. Habs aber dann nicht nochmal ausprobiert.

Und später hatte ich immer Mandelkleie von AOK. Das ist ein Peeling für die Haut. Das Produkt sieht heute ein wenig anders aus, aber ist immer wieder gut. Reicht aber auch einmal im Monat.

Da ich blonde Haare hatte, habe ich mir immer nach der Haarwäsche (früher mit Kernseife, dann hatte ich ein einfaches Haarwaschmittel, irgendwas von Loreal) eine Kamillen-Spülung verwendet. Die Kamille haben wir im Garten gepflügt oder im Winter die getrockneten genommen, mit Wasser aufgekocht, abkühlen lassen 5 Min einwirken lassen und dann auswaschen. Im Sommer habe ich zum Aufhellen meiner Haare noch einen Zitronensaft dazu gemischt und nicht ausgespült, sondern meine Haare immer in der Sonne trocknen lassen. Dadurch wurden sie nach und nach etwas heller. Das habe ich bis ins hohe Alter noch selber gemacht. Jetzt hat ja die Frisörin so ein Goldshampoo. Und einmal im Monat habe ich Mandelöl auch auf meine Haare gemacht. 30 min einwirken lassen und dann wieder auswaschen. Danach sind die Haare wunderschön weich, goldig glänzend und sehen sehr gesund aus.

Hatten Sie ein bestimmtes Ritual, wenn Sie sich für eine besondere Gelegenheit hübsch gemacht haben?
Nicht direkt Rituale, aber ich habe mir immer Zeit für mein Äußeres genommen, war aber auch Alleinstehend. Da will man schon noch was aus sich machen. Allerdings bei mir immer nur sehr natürlich und nicht dick auftragend. Durch meinen natürlichen Typ wirkt das sonst zu sehr aufgesetzt. Ein bisschen grauen Lidschatten habe ich lange Zeit verwendet und einen farbigen Lippenstift und Rouge wenn man aus ging. Lachen ist eh die schönste Kosmetik, fröhlich sein und das Leben nicht so ernst nehmen.

Kleidung

Können Sie abschätzen: Wieviele Paar Schuhe hatten Sie?
3 Paar. Wochenschuh und Sonntagsschuh, einen Sommerschuh und Pantoffeln. Kittelschützen und Sonntagskleidung. Eine zusammenpassende Garderobe mit passenden Handschuhen, Hut, etc…

Was haben Sie mit Ihrer Kleidung gemacht, wenn Sie sie doof fanden oder sie nicht mehr modern war?
Umgenäht.

Wie haben Sie Ihre Kleidung gewaschen? Wie oft?
Einmal in der Woche wurde gewaschen.

Woher haben Sie Unterwäsche und feine Strümpfe gehabt? Wie repariert?
Nach dem Krieg gab es erst Strümpfe. Mit Kleber.

 

Einkaufen & Küche

Wie oft und wo haben Sie früher eingekauft?
Nicht so oft, wir haben sehr viel selber angebaut.

Was hatten Sie beim Einkaufen dabei?
Ein Netz und ein Korb.

Wie haben Sie feuchte Sachen, wie Käse, Fleisch, Fisch transportiert und aufbewahrt?
In Fettpapier oder in einem Töpfchen, z.B. Heringe. Bzw. man hatte gleich den Kochtopf dabei.

Wie oft in der Woche haben Sie Fleisch oder Fisch gegessen?
Fleisch nur Sonntags. Fisch, wenn es den mal gab, Freitags. Streng katholisch 😉

Wie empfinden Sie die heutige Welt in Bezug auf das Einkaufsangebot: Finden Sie es zu viel oder toll?
Viel zu viel.

Haben Sie früher auf Vorrat eingekauft? Wenn ja, was?
Kartoffeln hatte man im Keller, Äpfelscheiben geschwefelt… Marmelade wurde eingemacht. Vorrat kaufte man nicht, den erschaffte man selber. Bzw. Nudeln und Hülsenfrüchte kaufte man in Mengen….

Was haben Sie mit Essensresten gemacht?
Es gab keine.

 

Haushalt & Abfall

Womit und wie haben Sie Ihr Haus geputzt?
Mit Atta, Kernseife und Silberseife (einer Art Schmierseife).

Was stand immer in Ihrem Putzschrank? Welche Mittel?
Messing musste immer geputzt werden, deswegen gab es dafür eine bestimmte Paste. Und Persil. Ein Bohnerbesen… zum feucht wischen. Es gab ja keinen Staubsauger.

War das Putzen damals einfacher oder schwerer als heute?
Schwerer und aufwendiger.

Haben Sie überhaupt Müll produziert? Wenn ja, welchen/wieviel?
Es gab nur Biomüll.

Hatten Sie einen Mülleimer?
Früher hieß das Aschenheimer. Müll kam auf den Kompost. Plastik gab es nicht. Nur Asche kam in den Eimer und weil der nicht verbrennen durfte, war der Ascheneimer aus Blech.

Wenn ja, wie oft mussten Sie den Müll rausbringen?
Also man ging zum Misthaufen.

Haben Sie recyclen (müssen)?
Zeitungspapier wurde immer aufgehoben. Es isoliert und wärmt.

 

Kind & Kegel

Wie haben Sie ihre Kinder gewickelt?
Stoffservierte und dann wieder auswaschen.

Haben Sie gestillt? Wenn ja, wie lange?
Ein Jahr lang, dann ging nichts mehr.

Womit haben Ihre Kinder gespielt? Wieviel Spielzeug hatten sie?
Drei. Ein Auto, Bauklötze aus Holz und ein Stabilbaukasten von Merlin. Manchmal auch mit Garn.

Wer hat Ihre Kinder betreut als sie klein waren: Krippe? Sie selbst? Familie?
Meine Oma, also die Mutter hat auf die Kinder aufgepasst. Wobei mein Vater ein Kriegskind war…

 

Allgemeines

Haben Sie früher etwas vermisst? Hatten Sie das Gefühl etwas zu vermissen?
Nein, was man nicht kennt, vermisst man nicht.

Fanden Sie das Leben kompliziert oder stressig?
Das Wort Stress kannte man nicht. Wohl überarbeitet.

Welche Entwicklung war eine große (arbeits)Erleichterung für Sie?
Waschmaschine.

War das Leben früher einfacher in Bezug auf einkaufen, putzen usw? Oder langweiliger?
Es war munterer und sozialer, weil man menschlich mehr zusammen machte und weniger Maschinen bediente.

Auf welche Zeit in ihrem Leben blicken Sie am liebsten zurück?
Auf die Reisen.

Waren Sie früher viel shoppen?
Nein.

Was halten Sie vom heutigen Konsumverhalten?
Übertrieben.

Was ist Ihr wichtigster Rat an die Menschen heute?
Einen guten handwerklichen Beruf lernen und sich soviel bilden, wie möglich. Neugierig bleiben.

Oma Maria, stellen Sie sich vor, Sie könnten einfach kurz die Welt retten: Was würden Sie tun?
Oma hat keine Antwort.

Und Sie, Anja?
Ich würde das Negative aus der Welt nehmen. Was Oma kommentiert mit: „Das ist aber großzügig von Dir!“ 😉

Wie wunderbar, dass Oma Maria so lange hier war. Sie war einfach flott auf zack. Und sie lässt ausrichten: „Bleiben Sie neugierig und – so gut es geht – in Bewegung!“ Tausend Dank, Oma Maria und liebe Frau Fritzsche.

Und was denkst du? Ist die Gegenüberstellung von damals und heute nicht erschreckend und irgendwie verrückt? Im wahrsten Sinne, denn die Definition von “brauchen” hat sich tatsächlich ver-rückt. Oder?

5 thoughts on “Früher war alles besser. Oder? Die Antworten einer 108-jährigen.”

  1. Vielen Dank , für die tolle Inspiration!!
    Es ist so wahr…wir haben heute von allem zu viel!!! Weniger ist mehr!!
    Liebe Grüße
    Christiane

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  2. Ich bedanke mich auch herzlich für diesen insperirenden Blog Post . Ich bin auch der Meinung , dass heut zu Tage zu viel konsumiert wird.
    Und mich beängstigt auch etwas die Zukunft. Weil ich das Gefühl habe die ,,Menschheit“ will immer mehr und kann ihren Hals nicht voll kriegen . Damit meine ich natürlich nicht alle Menschen , deswegen die Gänsefüßchen bei ,,Menschheit“ ;)))
    Ganz liebe Grüße Yanna

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  3. Hi Marijana, was für ein süßer und gleichzeitig trauriger Beitrag 🙂 Überhaupt hast du eine sehr schöne Seite, ich bin allerdings durch deinen Podcast bei Spotify auf dich aufmerksam geworden, weil ich mir für auch vorgenommen habe, mit weniger Müll und weniger im Allgemeinen auszukommen. Auf die Frage, ob früher alles besser war würde ich persönlich mit Jein antworten. Ich finde es toll, dass die Leute mit wenig ausgekommen sind und halte vieles heutzutage auch für stark übertrieben. Aber auf der anderen Seite waren viele Dinge wahrscheinlich auch nur möglich, weil Frau zuhause war und sich um Haus und Hof gekümmert hat – und es auch keine andere Option gab. Viele Dinge gab es sonst einfach nicht und jemand musste all die Arbeit erledigen, ohne Entlohnung. Das ist etwas, das man meiner Meinung nach nicht aus dem Blick verlieren sollte, dass es eben heutzutage auch toll ist, dass man auch als Frau eben viele Möglichkeiten hat und nicht zwingend an Mann und Haus gebunden ist und viel flexibler ist. Und eben sein Leben so leben kann, wie man möchte 🙂

    Ich bin sehr gespannt auf deine weiteren Podcast-Folgen <3
    Liebe Grüße,
    Kathi

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  4. So schön… vielen Dank für die Inspiration. Das leben könnte eigentlich für jedermann soooo einfach sein, wenn wir die richtigen Prioritäten setzen würden. Klar eine Waschmaschine hat Vorteile, die nicht wegzudenken sind. Aber all die nutzlosen Dinge um uns herum nehmen nur Zeit und Raum für unser Leben weg… Die Gesellschaft und Politik lebt uns vor, dass wir uns Glück erkaufen könnten und im Außen finden. Doch dabei müssen wir in unser Inneres schauen, dort ist das wahre Glück zu finden…

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